Unverhofft kommt oft…

Dieses Mal geht es um Kokosnüsse, Festivals – und Regen.

Gefühlt habe ich lange nichts mehr geschrieben, was daran liegt, dass wir doch recht viel zu tun haben. Ja, ist so. Da kann ich direkt die erste Unverhofft-Geschichte anbringen, die die vorletzte – im zeitlichen Ablauf gesehen – ist. Elena wollte gestern gerne etwas länger in der Uni bleiben, was mir die Möglichkeit gegeben hat, die neue Folge von “The Walking Dead” zu schauen. Muss man nicht mögen, ich finde die Serie gut. Liegt vermutlich daran, dass es eine relativ einfache Welt ist, in der “gut” und “böse” klar definiert sind. Zumindest fast. Ist ja beim Herrn der Ringe oder Harry Potter nicht anders. Ich wollte aber nicht über die Sachen reden, sondern darüber, dass Elena um halb zwölf aus der von Sicherheitspersonal strotzenden Uni raus wollte, aber unverhofft alles verschlossen war: “Du kommscht hier ned raus”. Gut, dass es ein Fenster gab, aus dem Elena erst ihren Rucksack, und dann sich selbst schmeißen konnte.

Die zweite (eigentlich erste) unverhoffte Sache trug sich am Sonntag zu, als wir die Idee hatten, erst zu unserem Standardstrand an der Uni zu fahren (mit dem Rad), um dann das Nationale Historische Museum zu besuchen. Eine schöne Strecke mit dem Fahrrad, was ernst gemeint ist, weil die hier sich wirklich Mühe mit Fahrradwegen geben!

Was dann passiert ist, war doch recht unverhofft: Elena wollte sich eine Suppe holen (kein Scherz) und läuft unter einer Palme durch, von deren Krone aus ca. 5 cm. vor ihrer Nase eine Kokosnuss auf den Boden fällt. Wenn man mal rechnet, normale Gehgeschwindigkeit ist (in Brasilien!) ca. 3 km/h, also 3.000m/3600 Sekunden oder 300.000cm/3600 Sekunden. Bisschen rechnen und drei im Sinn kommt man da auf 5cm/0,06 Sekunden. Da Elena eher 5km/h schnell läuft, wird die Sache ja noch dramatischer, da kommt man nämlich auf 5cm/0,036 Sekunden!

Verrückt. Das darf, behaupte ich, als “knapp” bezeichnet werden. Netterweise war eine brasilianische Familie um die Ecke (ich habe das gar nicht wirklich mitbekommen), die die Kokosnuss zerlegt hat. Wir haben dann gezeigt, wer in der Nahrungskette über wem steht und die Hälfte verspeist. Faire Sache, finde ich.

Als wir uns dann gegen 16.15 Uhr auf den Weg gemacht haben, um noch in das Museum (das bis 18 Uhr geöffnet hat) zu fahren, waren wir etwas gestresst, weil laut Plan der Weg ca. 29 Minuten dauert, was bei den chaotischen Verkehrsverhältnissen auch gerne mal 45 Minuten sein können. Wir kommen von der Mathematik nicht weg, 16.15 Uhr + 45 Minuten macht 17 Uhr, was bedeuten würde, dass wir nur eine Stunde in dem Laden zur Verfügung gehabt hätten. Egal, vorgenommen war vorgenommen, als sind wir losgefahren. Also wir hier vorbeigekommen sind:

… also gut in der Zeit waren, haben wir recht deutlich “Bass” gehört und viele Menschen gesehen, die auf irgendwas zugelaufen sind. Das “Irgendwas” stellte sich als das “Mix Forever – Tropical House Festival” heraus (nix für Holgers Eltern Ohren…), bei dem unter anderen Felix Jähn aufgelegt hat – kennt man vielleicht von “Book of Love” oder “Ain’t Nobody (Loves me Better)“. Wie dem auch sei – für unverschämte 60 Reais (14,25€) hat Elena sich eine Karte auf dem Schwarzmarkt gekauft, ich habe 100 Reais (23,77€) investiert, weil es nur eine zum Verkauf gab ich das nie machen würde. Also sind wir unverhofft auf einem Festival gelandet!

Wir fanden es gut und hatten Spaß (naja, ich am Anfang weniger, weil ich dachte, dass die uns den Rucksack, den wir dabei hatten, weil wir ja NIE daran gedacht haben, dass wir auf ein Festival gehen würden, sofort klauen, uns erschießen und irgendwo in eine Ecke schmeißen würden… Haben sie nicht – hätte auch in Delmenhorst sein können!).

Elenas famose Idee war dann, dass wir nachts noch mit dem Fahrrad zurückfahren könnten, was aber nicht realisierbar war, weil mein Mobiltelefon leer war, was dazu führte, dass wir die Fahrräder nicht freischalten konnten. Wie Elena so ist, hat sie dann ein paar Jugendliche angelabert, die in der Nähe rumgelungert haben (hätte ich im Leben nicht gemacht!), die sich wirklich alle Mühe gegeben haben, uns zu helfen (wohlgemerkt: Es ging nicht nur darum, mal eben nach dem Weg zu fragen, sondern ihnen zu erklären, dass wir die Fahrräder nicht entsperren können, wir ihre Mobiltelefone brauchen, sie die BikeRio-App installieren müssen, sich mit zwei verschiedenen Nummern anmelden müssen, undundund…). Hat nicht geklappt, also haben sie (die Jugendlichen) zwei zufälligerweise (unverhofft) vorbeilaufende etwas ältere Typen angesprochen, dass sie uns helfen sollen. Die Freunde haben aber leider auch kaum Englisch, aber etwas Spanisch gesprochen, sodass sie uns ein Taxi gerufen haben (was einfach sooo sinnvoll war!) und dem Fahrer deutlich klargemacht haben, dass er uns wohl nicht verarschen solle. Hat er nicht, wir haben für die Strecke 14 Reais bezahlt (3,30€). In Münster wären wir das Vierfache los gewesen – nachdem wir eingestiegen sind.

So, was war noch unverhofft? Ich sitze zuhause, weil ich hier gutes WLAN habe, in der Uni schlechtes. Könnte an einem Unwetter liegen, als ich nämlich frustriert mit dem Fahrrad in die Wohnung zurückfahren wollte und aus der Uni gegangen bin, bot sich das folgende Bild (im Hintergrund übrigens eine BikeRio-Stelle):

So läuft das hier (oder auch nicht). Jetzt ist erstmal Pause und wir müssen unsere Unterkünfte während der Reise buchen.

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