Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

… oder: Nichts ist so konstant wie der Wandel.

Wenn der Anfang des Urlaubs definiert, wie der Rest verlaufen wird, werden wir eine Menge Spaß haben, denke ich. Wenn ich es schaffe, diesen Text fertig zu stellen, dann habe ich ihn im Flug von São Paulo nach Santiago de Chile <spoiler>(der stattgefunden hat)</spoiler> geschrieben. 3,5 Stunden, gerade gestartet, sollte also passen. Der Bericht wird also die letzte Woche in Rio beinhalten, sowie meine Zeit in São Paulo/São Carlos und das, was ich von Elena aus Búzios mitbekommen habe… Den Rest mache ich jetzt gerade im Hostel in Santiago fertig… Es ist viel Text, es gibt aber Einiges zu erzählen. Vielleicht liest ja jemand alles, Mutti, Papa, ich zähle auf Euch! 🙂

Flache Ansicht vom potenziellen Aufstieg

Flache Ansicht vom potenziellen Aufstieg

Am 26.04. hatte Elena ja Geburtstag, was wir zunächst mal dafür genutzt haben, den Zuckerhut zu besteigen, hurra, wir haben es geschafft! Es hat extrem viel Spaß gemacht, davon abgesehen, dass Elena Fieber hatte. Neben unserem extrem netten Guide war noch ein auf „Abenteuer“ gepolter Amerikaner dabei, der morgens Drachenfliegen war (heißt das so?), um dann mal eben auf den Zuckerhut zu klettern. Ich hatte meine Bedenken, ob wir das hinbekommen (Elena und ich), der Kerl meinte, er wäre da locker, weil er fortgeschrittener Amateur sei. Vorweggenommen: Zu aller Überraschung neigen Amerikaner manchmal zum Überschätzen. Egal. Der Aufstieg hat ca. 3h gedauert, wobei wir ca. 45 Minuten damit zugebracht haben, auf eine hysterische Amerikanerin (ich glaube, dass es eine war, aus der Gruppe vor uns) zu warten, die sich, behaupte ich, nicht darüber im Klaren war, auf welchen Gebieten sie sich sicher bewegen kann.

Von vorne: Angefangen hat die Tour entspannt entlang der Praia de Vermelha, bis wir irgendwann links in den Busch nach oben abgebogen sind. Ich hatte den Weg anders erwartet, aber „zweifle nicht am Guide“. Nach 20 Minuten Anstieg durch den Busch standen wir vor einer ca. 15m hohen, aber steil schrägen Wand, die wir mit Seil gesichert hochgeklettert sind. Für diejenigen, die schon auf dem großen Widderstein waren: Im Endeffekt war es so ähnlich, kein großes Ding. Zumindest nicht für Elena und mich, unser Ami hat aber zumindest etwas gekämpft. Im Nachhinein haben wir erfahren, dass der Guide die Route gewählt hat, um zu sehen, wie wir so drauf sind. Vermutlich haben wir den Test bestanden.

Eine Stunde später standen wir dann unter der „Schlüsselstelle“, bei der wir tatsächlich einen ca. drei Meter hohen Block klettern mussten – „Klettern“ im Sinne von „alle Extremitäten werden benötigt“. Das war für eine Amerikanerin in der Gruppe vor uns („Felicitas Agnetas“ für die Eingeweihten) leider eine völlig neue und unerwartete Erfahrung, sodass Elena hinter ihr im Fels warten durfte… Leider hat es dann zu regnen angefangen, was die Griffigkeit des Felsens nicht wirklich verbessert hat.

Nachdem wir über die Stelle geklettert sind, war der Rest eigentlich eher ein schöner Spaziergang. Großartig war das Ende, als wir nass, dreckig und durchgeschwitzt die Absperrung zum Gipfel überstiegen haben und mitten unter den Wochenendbesuchern, die mit der Seilbahn gekommen sind, standen 🙂 Die Sicht war auch großartig – trotz des Regens. Runter durften wir dann die erste Strecke (von oben gesehen) kostenlos mit der Seilbahn auf den Vorberg fahren, von dem aus wir dann wiederum abgestiegen sind. Es war fantastisch.

Abends sind wir dann mit unseren Kollegen in eine Samba-Bar names „Scenarium“ in Lapa, die wie ein Museum war, gegangen. Großartig auch: Da Elena ja Geburtstag hatte, durften sie und eine Begleitperson kostenlos rein (50 Reais pro Person – 12,5€). Netterweise hat sich Elena für mich entschieden, sodass wir mal so richtig Geld gespart haben 🙂 Da Elena lieber und ausdauernd tanzt als ich, habe ich auch direkt gelernt, dass Mann Frau niemals alleine tanzen gehen lässt: Eine Frau, die alleine auf der Tanzfläche ist, ist Freiwild. Gut, dass da beide Seiten mitreden und Elena recht deutlich sein kann, ich musste mir aber von unseren Gastgebern gut etwas anhören, um dann ein wenig Aufklärung im Sinne „Gleiches Recht für alle“ zu betreiben. Dass Elena alleine nach Búzios gegangen ist, hat, glaube ich, bei einigen einen mittleren Herzinfarkt ausgelöst. Naja, so isch‘s halt. Um 12 Uhr (als quasi als der Geburtstag vorbei war) haben die Kollegen dann eine Torte ausgepackt und ein Ständchen gesungen… Großartig!

Großartig war auch, dass wir beide nicht so viel getrunken haben, wie die Woche davor, so dass sich der Kater am nächsten Tag ein anderes Zuhause gesucht hat.

Die letzte Arbeitswoche war eher „Home Office“, weil es zuerst Elena nicht so gut ging (Magen, Fieber), dann mir (Fieber). Bis Freitag haben wir uns aber wieder kuriert, sodass Elena nach Búzios aufbrechen konnte, ich die Wohnung leergeräumt habe und mit meinen Rucksäcken und BikeRio an die Copacabana gefahren bin.
Da das Wetter in Rio nicht so toll war, habe ich die absolute Stille in dem Hotelzimmer genossen und geschlafen – fantastisch. Am Abend habe ich mich dann noch an die Copacabana gesetzt, den Sonnenuntergang angeschaut und bin ins Bett, weil am nächsten Morgen Katrin mit unserem Chef des Brasilienzentrums/Wi-Prof/Pro-Dekan für Internationalisierung/mein Diss-Zweitgutachter Prof. Dr.-Ing Hellingrath (der Einfachheit halber in Zukunft „BH“) aus Münster kam – zu einer unchristlichen Zeit: 06.00 Uhr. Fein für sie: BH hat einen Freund in Rio, der ihn – und damit auch Katrin – am Flughafen abgeholt und direkt am Hotel rausgeschmissen hat. Um 09.00 Uhr sind wir dann direkt dem Cristo auf den Kopf gestiegen – zu Fuß auf den Corcovado (der Berg, auf dem die sechstgrößte Christus-Statue der Welt steht). 2.5 Stunden Aufstieg nach einem 11 Stunden Flug und mit Jetlag. Große Leistung, Katrin, auch wenn sie mehr oder weniger beim Laufen eingeschlafen ist 😉 Unterwegs gab es auch eine <ironie>unglaublich komplizierte</ironie> Kletterstelle, die unsere brasilianischen Freunde vor eine echte Herausforderung gestellt hat…

Ach, eine Schlange haben wir noch gesehen!

Ich vermute, dass es eine Dreiecksnatter ist, aber die sind eigentlich “weiß-zwischen-schwarz”, während dieses Exemplar “schwarz-zwischen-weiß” ist… Meinungen?

Der Cristo hat sich leider umwölkt gegeben, so dass die Aussicht eher mau (bzw. nicht vorhanden) war. Dafür haben wir einige spirituelle Momente (zumindest beim anwesenden Volk) erlebt, als sich der Schleier gelichtet und der Jupp für 20 Sekunden sichtbar wurde! So muss die Südtribüne im Borussenpark sein, wenn der BVB im Champions Euro League-Finale das Siegtor schießt!

OK, lustig. Danach sind wir mit der Zahnradbahn runtergefahren (was Katrin verschlafen hat) und haben mit ein paar Chopes zu Abend gegessen. Der Tag war dann um 9 Uhr zu Ende, nachdem ich noch ein kleines Hangouts-Gespräch mit Elena hatte, die gut in Búzios angekommen ist. Naja, fast: Aus dem Bus habe ich einen Anruf bekommen, dass sie keinen Cent (Reais) Geld mehr hat und ggfls. auch keines mehr bekommen wird: Die Mastercard hat sie sperren lassen, weil davon von einem unseriösen Reiseunternehmen Geld hätte abgebucht werden sollen (aber nicht dürfen) – und die DKB-Karte, auf die man sich immer verlassen konnt, um Geld abzuheben, hat zumindest in Rio nicht mehr funktioniert. Schon doof. Es hat dann aber doch geklappt – also alles gut.

Am Sonntag bin ich dann mit Katrin in unsere „Mensa“, wo man sich von einem riesigen Buffet den Teller vollpackt, um dann „pro Kilo“ zu zahlen. Ein großartiges Konzept. Das Gute an der Mensa ist, dass sie direkt unter dem Zuckerhut ist, auf den wir dann mit der Seilbahn gefahren sind – laaangweilig 😉 Dafür war die Sicht gut. Danach sind wir an Elena und meinen Stammstrand, um eine Runde zu schwimmen (Katrin mehr, ich weniger… ich finde Schwimmen auf Dauer langweilig, was soll ich sagen. … und ja, am Strand liegen ist auch nicht spannender, aber da wird man wenigstens braun und kann damit angeben). Fantastischerweise haben wir dann tatsächlich zwei BikeRios bekommen und sind die gesamten 9 Kilometer nach Ipanema gefahren. Lustigerweise war es tatsächlich etwas wehmütig, an der UNIRIO und „unserer“ Wohnung vorbeizufahren. Egal. Am Strand von Ipanema haben wir uns dann eine Caiphi gegönnt, als BH eine SMS geschickt und gefragt hat, ob wir uns auf einen Kaffee treffen wollen, um einmal die kommende Woche durchzusprechen. Überraschenderweise war das Café keine zwei Blöcke entfernt. Aus dem Kaffee und dem „über die Arbeit sprechen“ ist dann nicht soo viel geworden, wir haben uns großartig unterhalten. Um 17 Uhr meinte Herr Hellingrath dann, dass wir, wenn wir Fersengeld geben, den Sonnenuntergang über den Dois Imãus sehen können – vom Pedra do Arpoador aus. Leider – oder auch nicht – war es bewölkt, so dass die Bilder nicht schön, aber dramatisch sind! Die Bilder unten sind zu einem anderen Zeitpunkt entstanden, entsprechen aber dem, was man so sieht.

Weil die Zeit dann schon fortschritten war, haben wir uns mit Wolfgang, dem Freund von BH, der Katrin und ihn vom Flughafen abgeholt hat, auch direkt zum Abendessen getroffen. Nach diesem hatte Katrin, glaube ich, 80% aller Dinge, die man hier gegessen (und getrunken) haben muss, hinter sich. Der Abend war dann auch wieder entsprechen kurz, die Nacht etwas länger, weil wir am nächsten Tag (Montag) um 08.25 Uhr von Rio nach São Paulo geflogen sind. Ich werde jetzt echt nicht über die einzelnen Besuche

<abendessen>

Abendessen auf dem Flug von Sao Paulo nach Santiago de Chile

Abendessen auf dem Flug von Sao Paulo nach Santiago de Chile

</abendessen>

schreiben, das, was ich da oben geschrieben habe, ist ja schon zu viel… Also nur kurz: Am Montag sind wir zur EACH gefahren, die direkt südlich von GRU (dem internationalen Flughafen in São Paulo) liegt. Schade, dass man erst ca. 10km stadteinwärts fahren muss, um dann zu wenden und die gleiche Strecke auf der anderen Seite zurückfährt. Der Taxifahrer hatte übrigens keine Ahnung, wo es hinzugehen hat.

Lustig war übrigens auch, mit Hemd, Jackett und Rucksack durch die Gegend zu laufen.

Mein Reise-Outfit für die USP-Besuche

Mein Reise-Outfit für die USP-Besuche

Ich hatte schon das Gefühl, etwas schräg angeschaut zu werden. Neben den Gesprächen an der EACH ist der Ausflug zu einer Churrasceria zum Mittagessen anzumerken, total bekloppt. Man bekommt Fleisch am laufenden Meter serviert und kann ständig essen. Feinstes Fleisch übrigens. Klar, kennt man vermutlich, vor allem in Argentinien, aber Freunde: Zum Mittagessen??? Wenn danach noch gearbeitet werden soll? Naja, muss ja. Eine Sache noch: Ich dachte ja, ich spreche mal ein bissl Portugiesisch und erzähle den Studis in meinem Vortrag, dass der Monat in Deutschland den gemeinen Studi ~2.500 Reais kostet. Reais, habe ich gelernt, wird ungefähr „Cheáisch“ ausgesprochen. Blöd angeguckt haben sie mich und mir erklärt, „… dass so nur die in Rio sprechen“. Der geneigte Hochbrasilianer sagt „Che’áis“. Unsere liebe Kate (Rio: „Ka’tsche“, mit mehr oder weniger betontem „e“ am Ende) ist hier „Ka’te“. Wieder was gelernt. Was freue ich mich darauf, den Rest der Geschichte Spanisch reden zu können, kein Witz. Ich höre übrigens gerade Manu Chao – einfach großartig zur Einstimmung. Besonders empfehlen möchte ich ab Minute 7:07 – Rumba de Barcelona. Ich war am 11.09.2001 auf dem Konzert in Palma – selbst Gottfried und Gisella waren dabei 🙂

Weiter im Text: Zu unserem Hotel in São Paulo sind wir dann übrigens eine Stunde gefahren – übliche Zeit. Das war echt nett – und wir waren mit Anja, der Vertreterin des WWU-Brasilienzentrums, abends noch nett essen. Hier hat Katrin, glaube ich, noch 10% auf die fehlenden 20% zum „muss“-Programm ergänzt. Kurz zu São Paulo: Für mich viel zu groß. Ein Moloch, der absolut chaotisch und ständig vom Verkehr verstopft ist. Unübersichtlich und groß und – wenn man den Berichten Glauben schenken darf – einfach nicht wirklich sicher, wenn man sich nicht auskennt. Glaube ich sofort. Wir hatten eigentlich auch tatsächlich ständig jemanden dabei… Ich glaube nicht, dass unsere münsteraner Studierende hier sehr viel Spaß hätten. Dann schon lieber Rio… 😉

Am Dienstagmorgen sind wir zur Business School (Taxi: 30 Minuten bei „kaum Verkehr“) FEA gefahren und haben mit den BWLern gesprochen. Bemerkenswert: Die USP (Unversidado de São Paulo, gesprochen: „Uspi“, weil die Brasilianer keinen harten Konsonanten am Ende ertragen… BASF spricht sich bspw. „Bassfi“, auch wenn “f” nicht wirklich hart ist) hat in der Stadt einen eigenen Stadtteil mit Bürgermeister und allem Drum und Dran…

Sonnenuntergang in São Carlos

Sonnenuntergang in São Carlos

Um 16 Uhr sind wir dann mit dem Taxi drei Stunden nach São Carlos gefahren, wo der eigentliche Partner, mit dem wir vermutlich zusammenarbeiten werden, sitzt: ICMC. São Carlos ist ein nettes Dörfchen mit ca. 230.000 Einwohnern in der Mitte von nichts. Als wir mit dem Taxi angekommen und ausgestiegen sind, war der erste Eindruck: „Stille“. Famos. Wir sind dann mit HB noch in eine Bierbar gegangen, in der wir einen großartigen Abend verbracht haben: Ich hatte selten (vielleicht auf dem Skiseminar…) so viel Spaß mit einem unserer Profs, kein Scherz. Katrin wird das bestätigen. Von den drei Stunden, die wir dort waren, haben wir vermutlich 10 Minuten über die Arbeit gesprochen. Dazu haben wir „Baden-Baden“-Bier getrunken. Spektakulär. Leider gab es nur ein „Eisenbahn“-Weizen, sonst hätten wir das auch noch probiert.

Der nächste Tag war gefüllt mit Vorträgen und Gesprächen (siehe http://www.twitter.com/ercisorg), wobei HB am Nachmittag schon wieder nach Rio zurückgeflogen ist.

Orchideen auf dem Campus der USP in Sao Carlos

Orchideen auf dem Campus der USP in Sao Carlos

Bemerkenswert an diesem Tag: Ich habe das erste Mal eine Orchidee in freier Wildbahn gesehen: „Für mich war’s was“! Wir hatten den Abend frei und sind mit einem Doktoranden, der verhaftet wurde, mit uns zum Abendessen zu gehen, nunja, Abendessen gegangen. Schade, dass der Kerl kein Englisch kann, er aber einen Master-Studierenden dabei hatte, der die ganze Zeit für ihn geredet hat :-). Wir haben so gut gegessen, ehrlich!

Was nicht so lustig war: Elena hatte keinen schönen Trip von Búzios nach Santiago de Chile… Ihr Flug von Rio ging am 06.04., sie hat ihr Hostel aber schon am 05.04. verlassen, um nachts um 02.00 Uhr mit einem Bus von Búzios nach Rio zu fahren. Um 01.00 Uhr wurde sie an dem Hostel eingesammelt und um 02.00 Uhr am „Busbahnhof“ abgeliefert. Dort haben sie Ihr Gepäck einpackt und waren noch munter am Rauchen. Da Elena Busse von innen nicht wirklich mag, ist sie noch etwas spazieren gegangen… „Nicht weiter als 40 oder 50 Meter vor oder hinter den Bus“, sagt sie. Als sie dann irgendwann fünf Minuten später eher vor dem Bus war, sah sie ihn an sich vorbeifahren. Einfach so. Sie ist dann hinterhergerannt und hat gewunken, was den Busfahrer aber nicht sonderlich interessiert hat. Er ist einfach weitergefahren. 1) Gepäck im Bus 2) Handy im Bus 3) Geld und Pass im Bus. Nicht lustig. Der Bus war weg. Sie ist dann zurückgelaufen und hat ein Paar aus Argentinien getroffen, die mit einem anderen Bus nach Rio gefahren ist. Der Fahrer von dem Bus hat sie dann tatsächlich mitgenommen, irgendwie den Fahrer von dem anderen Bus erreicht und ihm klargemacht, dass er jemanden aus dessen Bus bei sich hat. An der nächsten Station durfte Elena umsteigen und hat den Kerl langgemacht. Und ich sage Euch: Das will man nicht erleben, von Elena langgemacht zu werden.

Das war schon krass, was dann aber passiert ist, schlägt dem Fass den Boden aus: Elena ist recht unkompliziert in Santiago angekommen, von wo aus man so ca. 20km in die Stadt fahren muss. Das geht mit dem Taxi (~15€), einem Shuttlebus (~8€) oder einem öffentlichen Bus (~2€). Während sie sich noch umgeschaut hat, kam ein Typ mit Anzug, Funkgerät und seriösem Auftreten auf sie zu und fragt, ob er helfen könne. Elena sagte dann, dass sie die Touri-Information suche, woraufhin der Kerl sich als Vertreter ebendieses ausgab. Er wirkte wohl auch gut. Elena hat ihn dann nach dem Bus gefragt, woraufhin er ihr sagte, dass es sich echt fast nicht lohne, weil ein Taxi ja echt nur 13€ kosten würde und es einfach viel besser sei. Elena dachte sich „nach dem Stress in der Nacht investiere ich mal was“ und ist mit dem Kerl mitgegangen, der sie auch tatsächlich zu einem Taxi gebracht hat und noch ihren Rucksack getragen hat. Die netten Brasilianer gewöhnt, hat Elena auch keinen Verdacht geschöpft. Der Kerl hat dann mit dem Taxifahrer gesprochen, den Rucksack in den Kofferraum gepackt und ist mit eingestiegen. Hier wurde Elena hellhörig, allerdings meinte der Kerl, dass der Taxifahrer ihn nur bis zu einem Kiosk mitnehmen würde, weil er jetzt Pause habe. Elena war unwohl, aber ok. Als der Kerl dann nach drei, vier Minuten anfing, das Taxameter zu verdecken, fing Elena an, ungemütlich zu werden und hat ihm klargemacht, dass sie es sehen wolle. Als sie dann wieder draufschaute, waren es auf einmal 25€… Hahaha, leg Dich nicht mit Elena an, wenn es um Geld geht und sie sich verarscht fühlt! Ok, das war eigentlich überhaupt nicht lustig, aber Elena hat dermaßen Stress gemacht, dass sie das auf keinen Fall zahlen werde und die sofort anhalten sollen, dass die es tatsächlich gemacht haben. Der Masche entsprechend haben die zwei ihr natürlich klargemacht, dass das eine total krasse Gegend sei und sie dort sicherlich nicht lebend rauskommen wird. Elena hat ihnen recht deutlich erläutert, dass es ihr scheißegal sei, ob die dort vergewaltigt oder umgebracht würde – in das Auto werde sie aber nicht mehr steigen. Als sie sich ihren Rucksack aus dem Kofferraum nehmen wollte, war der verschlossen… Vermutlich war das der clevere Zug, auf jeden Fall hat Elena weiter geschrien, angeboten denen 10€ zu geben, damit sie ihr den Rucksack geben und sich, sorry, verpissen. Sie hat wohl so einen Terz gemacht, dass es funktioniert hat! Das Problem war nur: Sie stand mitten in der Pampa und hatte keine Ahnung, wo sie war… Sie fing dann an zu laufen, zunächst noch verfolgt von dem „Taxi“, das sich dann aber vom Acker gemacht hat. 200m ist dann eine Tankstelle aufgetaucht, an der tatsächlich gerade ein Auto von einer Frau repariert wurde. Elena ist dann zu der Frau, hat um Hilfe gebeten, und sie hat sie dann tatsächlich bis zum Hostel gebracht. Ende gut, alles gut… Elena geht es gut, es ist nichts passiert, außer verletzter Stolz und der Hinweis auf mehr Achtsamkeit für die nächsten Wochen.

Soviel zu diesem Exkurs. Wir sind noch nicht ganz am Ende.

Am nächsten Tag (also quasi – jetzt – vorgestern) sind Katrin und ich dann noch durch die verschiedenen Gruppen der Uni getingelt und haben uns angehört, wie man autonome Autos steuert. Cool, aber leider für unseren potenziellen Austausch nicht 100%ig relevant. Nach viel Stunden zugetextet werden, waren wir dann auch durch und haben noch eine Campus-Tour bekommen: „Das ist ein Hörsaal. – Ooooh!; Das ist die Bibliothek. – Aaah!; Das ist ein Computerpool. – Fantastisch! Mit Computern drin!; Hier ist ein Arbeitsraum mit Tischen. Auf die können die Studierenden ihre Rechner stellen. – Nicht wahr, ehrlich?… Naja, es war skurril. Aber die Brasilianer haben sich so gefreut, dass wir uns mitgefreut haben. Und eine Sache war tatsächlich spannend: Die basteln auch an selbststeuernden Flugzeugen und haben dafür einen Hangar auf dem Campus 2, wo sie an Flugzeugen rumbasteln. Das war echt mal etwas Anderes.

Als wir dann zurück im Hotel waren, habe ich eine lustige E-Mail erhalten, dass bei Sky Airlines alle Flüge in der Zeit vom 07.04.-10.04. aufgrund eines Streiks gestrichen wurden. Hurra, das sind die Vögel mit der „Semana de la muher“, Ihr erinnert Euch, Schnäppchen, 40€ nach Punta Arenas! Leider nicht am 10.04 mit uns. Das Problem müssen wir jetzt noch irgendwie lösen, der Witz ist nämlich, dass wir als nächstes einen Flug am 18.04. angeboten bekommen haben – zum gleichen Preis, versteht sich. Leute! 8 Tage später!

Streik

Streik

Was nun? Um es kurz zu machen: Der Work-in-Progress-Plan ist, dass wir eine Woche in Chile bleiben, etwas Strand genießen (Valpareiso) und uns Vulkane anschauen, um tatsächlich erst am 18.04. fliegen. Leider wird die Zeit da unten dann etwas knapper, aber es sollte noch möglich sein. Stornieren (und 40€ zurückbekommen) und einen anderen Flug wählen (~400€) oder mit dem Bus fahren (zwei volle Tage Fahrt, auch teuer) ist auch keine Lösung. Also bleiben wir halt in Chile. Was soll’s. Elena hat schon großartige organisatorische Arbeit geleistet und das Hostel in Punta Arenas kostenlos storniert und ist mit Sky Airlines in Kontakt. Das kann sie echt gut, ich bin da schlecht… Naja, zunächst muss ich ja mal ankommen 😉

OK, der Rest ist schnell erzählt: Ein Taxi der Uni hat uns heute (also gestern) Morgen von São Carlos zurück nach São Paulo gebracht, es lief alles reibungslos, der LAN-Flug, mit dem ich gerade unterwegs bin, findet nämlich statt, und Katrin sitzt jetzt hoffentlich in ihrem Flug nach Frankfurt. Das Allerwichtigste ist aber meine Abwesenheitsnotiz: Schreibt mir gerne eine E-Mail an armin.stein@ercis.uni-muenster.de, hahaha!

So, zu viel Text, tut mir leid, aber ich vermute, dass zumindest meine Eltern hier angekommen sind 🙂 Das freut mich!

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6 Antworten zu Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

  1. Martin sagt:

    Bin zwar heute von viel profaneren Sachen erschöpft, bin aber am Ende angekommen… Halte Fest: Abenteuer und Fleisch gabs, sowie Neieregende Klettertouren und spannende Erfahrungen… Viel Spaß und gute anderen beinden weiteren Planungen

    • Armin Stein sagt:

      Danke 🙂 Kann ja nur spannend werden – und Danke für’s Beenden 😉 Ich vermute, dass jetzt erst mal wieder eine Pause kommt… Und das Fleisch ist echt gut…

  2. Da kannst Du Dich darauf verlassen. Jedes Wort wird gelesen. Schmunzelnd, erstaunt, bewundernd und erschreckt (Elena!), provinziell mit offenem Mund, stolz.
    Toll die Metaphern (F.A., “für mich wars was”). Auf jeden Fall erkennen wir uns in den Brasilianern wieder: Allein auf der Tanzfläche? Unmöglich!
    Euer unfreiwilliger Aufenthalt in Chile kann sich Nachhinein durchaus auch positiv auswirken. Das ist zumindest unsere Erfahrung.
    Wir geniessen es unglaublich, so intensiv und unterhaltsam informiert zu werden. Mach weiter so, gute Reise und viele Grüsse (wir revanchieren uns ein wenig auf cuwstein.de)

  3. Katrin Bergener sagt:

    Ich bin auch am Ende angekommen 🙂 Und das Beste ist: ich kann auch alles bestätigen 🙂 Viel Spaß noch!!!

  4. Johannes sagt:

    Ich habe es nun auch bis hierher geschafft. Spannend, was Euch so unterkommt. Und bei der Schlange bin ich mir nicht so sicher, ob es nicht doch eine Korallenotter war …!?

    • Armin Stein sagt:

      Herr Schwall, schön, Dich zu lesen! Ja, kann sein, nachdem ich dieses Bild gesehen habe: Historisches Bild einer Korallenotter von Wikipedia. Die anderen Bilder auf der Seite haben diese Streifen auch wieder umgekehrt. Ich frage mich dann aber, was diese ganzen Reime wie “Blut an Kohle, dir zum Wohle” sollen, wenn es egal ist, ob schwarz zwischen zwei weißen Streifen ist, oder weiß zwischen zwei schwarzen… Im einen Fall ist die Schlange ungefährlich, im anderen leider eher nicht; und dieses Exemplar hat leider “kein Blut an Kohle”… Ach, die Welt ist doch voller Wunder und Fragen…

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